Background
Das österreichische Bildungssystem versucht den Anforderungen, die für Kinder und Jugendliche aus dem Zusammenspiel von Schule und Lebenswelt erwachsen, mit einer Reihe von Unterstützungssystemen und -angeboten zu begegnen.
Sprechen wir von „Unterstützungssystemen in, für und um die Schule“, so umfasst dies konkret: SchulpsychologInnen (inkl. ÖZPGS), SchulsozialarbeiterInnen (aller vier Modelle, siehe Lehner et al., 2013), Beratungs-, BetreuungslehrerInnen und PsychagogInnen (BBP), Schüler- und BildungsberaterInnen, SchulärztInnen und Jugendcoaches.
Ungeachtet der unterschiedlichen Qualifikations- und Aufgabenprofile verbindet all diese Unterstützungssysteme die Orientierung am Wohl der Kinder und Jugendlichen. Um jedoch eine möglichst wirkungsvolle - d.h. sowohl präventiv orientierte, als auch ggf. schnell und zielgerichtet intervenierende - Beratung und Betreuung gewährleisten zu können, bedarf es der praktischen Abstimmung und Zusammenarbeit aller gegebenen Unterstützungssysteme. An diesen konkreten Prozessen der Abstimmung und Zusammenarbeit setzt dieses Arbeitspaket an.
Theoretical Framework
Eine Analyse lässt sich dabei grundsätzlich von zwei Seiten her andenken: aus Perspektive der Unterstützungssysteme selbst oder in Form von Bedarfs- und Versorgungseinschätzungen der Schulaufsicht, Schulleitungen/LehrerInnen, SchülerInnen, und Erziehungsverantwortlichen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlt es an einem wissenschaftlich fundierten Gesamtüberblick über den Ist-Stand von Abstimmung und Zusammenarbeit der genannten Unterstützungssysteme. Ziel dieses Arbeitspakets ist es daher, einen solchen zu generieren: Damit gemeint ist die Erfassung und Analyse gegebener Mechanismen und Regelungen zur Kommunikation, Kooperation und Koordination von Unterstützungssystemen in, für und um die Schule in Österreich.
Da im österreichischen Kontext den verschiedenen Verwaltungsebenen Rechnung getragen werden muss, soll in diesem Projekt der Fokus zunächst auf übergeordnete Ebenen gelegt werden. Dabei soll ein möglichst partizipativer Zugang über die Einbindung aller relevanten Unterstützungssysteme gelten.
Objectives
Das Projekt orientiert sich an folgender Forschungsfrage bzw. entsprechenden Unterfragen:
Wie erfolgen Abstimmung und Zusammenarbeit der einzelnen Unterstützungssysteme?
- Welche entsprechenden Regelungen gibt es?
- Welche Entscheidungsfaktoren werden für konkrete Aufgabenzuteilungen und
-verteilungen herangezogen?
- Wer übernimmt Steuerungsaufgaben und in welcher Form?
So soll erfasst werden,
- welche Unterstützungssysteme wofür und aus welchen professionsimmanenten oder anderweitigen Gründen zuständig sind bzw. gemacht werden;
- wo Versorgungslücken und Doppelgleisigkeiten identifiziert werden können; und
- über welche Mechanismen und Regelungen Abstimmung und Zusammenarbeit gesteuert werden.
Methodologies
- Literaturrecherche
- Stakeholderanalyse (Analyse des Projektumfeldes und Identifikation von Verantwortlichen bzw. AnsprechpartnerInnen)
- Qualitative Befragungen
Ethical Issues
Im Einklang mit dem Österr. Datenschutzgesetz.
Status / Timeline
2014
Results
TBD
Geplante Produkte / Publikationen
Grandy, S., Bernold-Schrom, D., Hofmann, F., Teutsch, F., Lehner, L., Felder-Puig, R.(2015):
Unterstützungssysteme in, für und um die Schule. Wien: LBIHPR Forschungsbericht
Zusammenfassung | Zum Bericht
Das österreichische Bildungssystem versucht den Anforderungen, die für SchülerInnen aus dem Zusammenspiel von Schule und Lebenswelt erwachsen, mit einer Reihe von Unterstützungssystemen und -angeboten zu begegnen.
Sprechen wir im Kontext des Arbeitspakets von „Unterstützungssystemen in, für und um die Schule“, so umfasst dies konkret sechs Unterstützungssysteme, nämlich: SchulpsychologInnen (inkl. ÖZPGS), SchulsozialarbeiterInnen (aller vier Modelle siehe (Lehner, Adamowitsch, Hofmann, & Felder-Puig, 2013) BeratungslehrerInnen und Psy-chagogInnen, Schüler- und BildungsberaterInnen, SchulärztInnen und Jugendcoaches.
Ungeachtet der unterschiedlichen Qualifikations- und Aufgabenprofile verbindet all die-se Unterstützungssysteme die Orientierung am Wohl der SchülerInnen. Um jedoch ei-ne möglichst wirkungsvolle - d.h. sowohl präventiv orientierte, als auch ggf. schnell und zielgerichtet intervenierende - Beratung und Betreuung gewährleisten zu können, bedarf es der praktischen Abstimmung und Zusammenarbeit aller gegebenen Unter-stützungssysteme. An diesen konkreten Prozessen der Abstimmung und Zusammen-arbeit setzt diese Arbeit an.
Eine Analyse lässt sich dabei grundsätzlich von zwei Seiten her andenken: aus Per-spektive der Unterstützungssysteme selbst oder in Form von Bedarfs- und Versor-gungseinschätzungen der SchülerInnen, LehrerInnen/Schulleitungen und Erziehungs-verantwortlichen. Im vorliegenden Projekt wurde die Frage von Abstimmung und Zu-sammenarbeit der unterschiedlichen Unterstützungssysteme aus der Perspektive der Unterstützungssysteme selbst untersucht, von der es bislang keinen wissenschaftlich fundierten Gesamtüberblick gab.
Da im österreichischen Kontext den verschiedenen Verwaltungsebenen Rechnung ge-tragen werden muss, sollte der Fokus zunächst auf die übergeordneten Ebenen ge-legt werden. So wurden nach einer umfangreichen Analyse des Projektumfeldes Ver-antwortliche und potentielle AnsprechpartnerInnen der sechs unterschiedlichen Unter-stützungssysteme auf übergeordneten Verwaltungsebenen (EntscheidungsträgerInnen auf Bundes- und/oder Landesebene) identifiziert und ab Juli 2014 kontaktiert.
Schlussendlich konnten 26 ExpertInnen der sechs Unterstützungssysteme im Rahmen von leitfadengestützten Interviews im Zeitraum Juli bis November 2014 befragt wer-den. Von jedem Unterstützungssystem wurden dabei mindestens drei und maximal fünf ExpertInnen aus unterschiedlichen Bundesländern bzw. auf Bundesebene befragt; alle Bundesländer konnten in die Erhebung zumindest mit einem Experten /einer Ex-pertin aufgenommen werden, dennoch sei darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um keine Vollerhebung handelt, sondern um Meinungen, die auch innerhalb einzelner Un-terstützungssysteme zwischen den Bundesländern variieren können. Ergänzend fan-den 3 Interviews mit ExpertInnen aus den Bereichen Frühe Hilfen, Kinder- und Ju-gendhilfe und Kinder- und Jugendheilkunde statt.
Die Bereitschaft zur Teilnahme an den Interviews war sehr hoch, von insgesamt 31 kontaktierten ExpertInnen haben lediglich drei ihre Teilnahme verweigert. Zusätzlich wurden drei externe ExpertInnen aus dem Bereich Kinder- und JugendfachärztInnen, der Kinder- und Jugendhilfe und dem Modellprojekt Frühe Hilfen zu Kooperation und Schnittstellenmanagement mit den sechs Unterstützungssystemen in, für und um die Schule befragt.
Ausgehend von einem Kurzüberblick der österreichischen Unterstützungssysteme in Kapitel 3 werden strukturelle Rahmenbedingungen derselben im Vergleich in Kapitel 4 dargestellt.
In Kapitel 5 werden die Hauptergebnisse der ExpertInnenbefragung dargestellt. Neben einer Gegenüberstellung der Eigen- und Fremdwahrnehmung der Kernaufgaben eines Unterstützungssystems, werden hier gegenseitige Erwartungen reflektiert und Kom-munikation, Kooperation und Koordination zwischen den Unterstützungssystemen ausgelotet. Von den ExpertInnen wahrgenommene Versorgungslücken und Doppelglei-sigkeiten werden ebenso wie spezielle, aktuelle Herausforderungen skizziert. Weiters wird in diesem Kapitel auf die Rolle der Schulleitung bei der Koordination dieser Unter-stützungssysteme eingegangen. Die bereits teilweise in der Schulsozialarbeit ange-wendete indexbasierte Ressourcenverteilung wird in einem internationalen Kontext be-trachtet. Es gibt eine Grafik, die auf der Homepage der Schulpsychologie zu finden ist, und die die derzeitigen Unterstützungssysteme in, für und um die Schule darstellt. Ex-pertInnen machten im Rahmen der Interviews Verbesserungsvorschläge zu dieser Grafik, die ebenfalls hier nachzulesen sind. Abgerundet wird Kapitel 5 durch Zukunfts-visionen der befragten ExpertInnen und durch Vorschläge für ein besser koordiniertes Gesamtsystem psychosozialer Betreuung in, für und um die Schule.
Projektteam & Kooperationspartner
Lisa Lehner, Simone Grandy (Projektleitung), Felix Hofmann, Desirée Bernold-Schrom, Rosemarie Felder-Puig
Partner: Bundesministerium Bildung und Frauen
Literatur
Lehner, L., Adamowitsch, M., Hofmann, F., Felder-Puig, R. (2013): Leitfaden zur Implementierung von Schulsozialarbeit in Österreich. LBIHPR: Wien.